Ratio Deco / Deco on the flyRatio Deco ist im Rahmen des Trimixtauchens eine Methode zur Dekompressionsberechnung in Abhängigkeit von Tiefe und Grundzeit, wobei kein Tauchcomputer zum Einsatz kommen muss. Der Begriff Ratio Deco weist darauf hin, dass es ein bestimmtes Verhältnis (ratio) zwischen Grundzeit und Dekozeit gibt. Es gibt viele Ausprägungen von Ratio Deco, die sich trotz vieler Gemeinsamkeiten teilweise erheblich in den Dekozeiten unterscheiden. Die hier vorgestellte Ausprägung hat einen Einatzbereich zwischen 40 und 120 Metern und Dekozeiten zwischen 30 und 300 Minuten. VoraussetzungenDas sichere Funktionieren dieser Decomethode ist an verschiedene Voraussetzungen gebunden:
Eine ausführliche und umfassende Beschreibung ist hier nicht vorgesehen. Statt dessen gehe ich nur auf die Besonderheiten der hier vorgestellten Ausprägung ein. Da sich die unterschiedlichen Methoden in Durchführung und Dekompressionszeiten teilweise deutlich unterscheiden, sehe ich hier einige Hinweise angebracht:
StandardgaseBottomgaseDer ppO2 bewegt sich beim Bottomgas in der Regel zwischen 1,2 und 1,4 bar. Daraus ergeben sich für die genannten Einsatzbedingungen die folgenden Standardgase (s. Tabelle 1).
Tabelle 1 Standard Bottomgase DekogaseBei Dekogasen wird mit einem maximalen ppO2 bei MOD von 1,6 bar gearbeitet.
Tabelle 2 Standard Dekogase Ermittlung des DekoprozedereVerteilung der Dekozeiten auf TiefensegmenteZunächst lässt sich das Dekoprofil in verschiedene Tiefensegmente zerlegen. Jedem Tiefensegment wird ein Anteil der Gesamtdekozeit zugewiesen (zur Ermittlung der Gesamtdekozeit s. unten). Da das gesamte Dekoprofil grundsätzlich expontiell aufgebaut ist, werden die Dekozeiten mit abnehmender Tiefe also länger. So wird die gesamte Dekozeit auf die verschiedenen Tiefensegmente verteilt (s. Tabelle 3).
Tabelle 3 Verteilung der Dekozeiten auf Tiefensegmente Zu beachten ist hier, dass sich die Gesamtdekozeit auf die Summe der gleich langen Dekozeiten in Tiefensegment 1 + 2 bezieht. Dieser Begriff Gesamtdekozeit ist vielleicht etwas ungünstig gewählt. Unter Umständen kommt zu dieser Gesamtdekozeit (also Summe der Dekozeiten in Segmenten 1 + 2) noch die Dekozeit in Segment 3 (≈ halbe Dekozeit aus Segment 2) und Segment 4 (≈ halbe Dekozeit aus Segment 3). Druckgradient vs. GasgradientWie verteilt sich die Dekozeit innerhalb eines Segmentes? Im Wesentlichen findet die Entsättigung über die beiden folgenden Meschanismen statt.
DruckgradientOhne Gaswechsel, d. h. rein durch Verringerung des Umgebungsdrucks während des Auftauchens ist die Erhöhung des Druckgradienten die treibende Kraft für die Gewebeentsättigung. Durch die Verringerung des Umgebungsdruckes, steigt der Inertgasdruck im Gewebe relativ zum arteriellen Inertgasdruck. GasgradientBeim Gaswechsel erfolgt die Entsättigung durch sukzessive Eliminierung des / der beteiligten Inertgase im Dekogas, was letztlich ebenfalls zu einer (sprunghaften) Erhöhung des Druckgradienten führt. Verteilung der Dekozeiten innerhalb der TiefensegmenteZunächst wird also jedem Tiefensegment ein Anteil der gesamten Dekozeit (s. DZ in Tabelle 3) zugewiesen. Wie diese Zeit innerhalb eines Tiefensegmentes auf die einzelnen Dekostufen verteilt wird, hängt davon ab, ob ein Gaswechsel durchgeführt wird oder nicht. Lineare VerteilungOhne Gaswechsel erfolgt die Verteilung auf die einzelnen Dekotiefen linear, d. h. zu gleichen Anteilen. S-Förmige VerteilungBei einem Gaswechsel erfolgt die Verteilung der Dekozeiten auf die einzelnen Dekotiefen S-förmig. Die Tiefe, auf der der Gaswechsel erfolgt (z. B. 21 Meter bei TMX50/25) wird zunächst ausgedehnt, um das sog. Sauerstofffenster auszunutzen. Bei den nächsten beiden Tiefen im Verlauf des Aufstiegs werden die anteiligen Zeiten verringert, um gegen Ende des Tiefensegmentes wieder zuzunehmen (jetzt wird der zunehmende Druckgradient ausgenutzt). Die Zeit auf der Tiefe des Gaswechsels beträgt mindestens 3 - 5 Minuten, um den Effekt des Sauerstofffensters (genauer: den Effekt des maximierten Gasgradienten) maximal auszunutzen. Die Zeiten auf der tiefsten und flachsten Stufe dieses Tiefensegmentes können gleich lang sein (auch wenn das rechnerische Ergebnis anders ausfällt). Exponentielle VerteilungBeim Gaswechsel auf reinen Sauerstoff ab 6 Meter kann die Verteilung auf die beiden zur Verfügung stehenden Tiefen exponentiell erfolgen. Entweder wird die gesamte Dekozeit auf 6 Meter abgesessen (meist aus einem falsch verstandenen Effekt des sog. Sauerstofffensters [7], [8]) oder sie verteilt sich exponentiell auf auf 6 (1/3) und 3 Meter (2/3). Alternativ zu den 3 Metern können auch 4,5 Meter als letzte Dekostufe zum Einsatz kommen. Verhältnis zwischen Tiefe/Grundzeit und DekozeitErmittlung der angepassten GesamtdekozeitNun kommt der Begriff der 'Ratio' ins Spiel. Die Dekozeiten, die den einzelnen Tiefensegmenten zugewiesen werden, stehen in einem bestimmten Verhältnis (Ratio) zu Tiefe und Grundzeit (s. Tabelle 4).
Tabelle 4 Tiefenabhängiges Verhältnis zwischen Tiefe / Grundzeit und Dekozeit Abweichungen der durchschnittlichen Tiefe von der Referenztiefe (während der Bottomzeit) werden mit den "üblichen" Zeit Zu-, bzw. Abschlägen quittiert, d. h. 5 Minuten pro 3 Meter, bezogen auf die Gesamtdekozeit. Gesamtdekozeit ist, wie oben schon beschrieben, die Summe der Dekozeiten in Tiefensegment 1 + 2. Über die Zeit Zu- bzw. Abschläge von 5 Minuten pro 3 Meter Abweichung von der gewählten Referenztiefe wird die angepasste Gesamtdekozeit ermittelt. Deco on the flyDiese Berechnungen können überschlagsweise während des Tauchganges durchgeführt werden, wenn alle anderen Prozedere versagen (wenn wir mal zugrunde legen, dass Murphy nicht nur Höhlentaucher liebt, sonder auch dekopflichtige Taucher). CheckDive-RatioDekoGenauer werden die Berechnungen allerdings, wenn die Ratio aus Tabelle 4 über eine exponentielle Funktion abgebildet wird. Dabei kann es zu leichten Abweichungen zu den manuell ermittelten Dekozeiten kommen. Zum Download der Android-App geht's hier.
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